"Über Quarzazate nach Marrakesch" Das Tesomobil in Marrakesch, Marrokko

Expedition Overland Travel / weltweit unterwegs im eigenen zuhause

 

Nach dem Frühstück an unserer des Nachts erstaunlich ruhigen Totaltankstelle, füllen wir erst einen Dieseltank auf - wie wir es dem Tankwart gestern versprochen haben - und fahren zu unserer üblichen Zeit los in Richtung Marrakesch.

Am Wegesrand liegt das hübsche Städtchen Quarzazate, dass durch den Sitz der Atlas Film Corporation, Marokkos größter Filmproduktionsfirma und so Filme wie Lawrence von Arabien 1962 mit Peter O´Toole und auch Teilen zu Star Wars - die hier gedreht wurden - an Berühmtheit erlangte. Natürlich sind hier unzählige Bibelfilme gedreht worden, was ich - in Anbetracht der hier herrschenden Religion - für erstaunlich finde.

Die Straßenmarkierungen vor Quarzazate erinnern an Hollywood. Ob hier ein Zusammenhang besteht, oder die weiße Farbe ausging, bleibt uns im Unklaren.



Bereits an der Ortseinfahrt an einem Kreisverkehr – davon gibt es, wahrscheinlich durch die Franzosen initiiert, eine ganze Menge – steht das erste Denkmal: eine überdimensionale Filmrolle. An anderen rondepoints sind Filmklappen oder andere an die Hauptbeschäftigung der Stadt erinnernde Symbole. Wir sehen allerdings weder Dreharbeiten, noch am Himmel über Quarzazate kreuzende Raumschiffe.

 

 

 

Stattdessen aber einen hervorragenden Parkplatz, direkt am Tor zur Medina, neben einem Restaurant. Der Restaurantbetreiber ist von unserer Ankunft sofort dazu ermuntert, uns zu fragen, ob wir etwas brauchen. Ja, Zigaretten. Seit Stunden schmachte ich bereits nach einer rauchbaren Zigarette. Karins sind so leicht, dass ich gar nicht merke, dass die Zigarette überhaupt brennt. Ich drücke dem freundlichen Menschen vertrauensvoll 250 Dirham (ca. 25 Euro) in die Hand und er knattert auf seinem Moped davon. Kaum fünf Minuten später kann ich mir schon eine Wunschzigarette anzünden und wir verabreden uns, für etwas später, zu einem Mittags-Couscous in seinem Restaurant. Erst kommt Paula dran. Der Brei - bereits fertiggekocht - ist schnell aufgewärmt und so kann sie bald essen und wir uns im Anschluss alle drei nach nebenan ins Restaurant begeben. Der Couscous ist sehr gut und wir wundern uns über den moderaten Preis. Reichhaltig an leckerem Gemüse, befindet sich zudem reichlich Huhn in ihm und Karin schafft es nicht, ihre Portion fertig zu essen. Paula probiert derweil, als Nachschlag zu ihrem Brei, einmal den Aluminiumstuhl auf dem sie sitzt, entscheidet sich dann aber für eine schwarze Olive. Lange darauf herumgekaut und runtergeschluckt. Oliven scheinen ihr zu schmecken.



Einen Gang durch die kleine Medina möchte direkt ein freundlichen Herr im Djerhab (traditioneller, marokkanischer Zipfelmützenanzug) begleiten und bietet sich als Fremdenführer an. Wir lehnen dankend ab. Manchmal gar nicht so einfach, aber nach eindringlicher Bitte, uns die Sonnenstrahlen und das Hühnergegacker ohne seine Beschreibungen genießen zu dürfen, hat er Einsehen und lässt uns in Ruhe. Die Medina ist wirklich nicht annähernd wie die in Fes und wir haben sie in fünfzehn Minuten erwandert und kommen nach einem Schlenker auch bald wieder zum Auto. Unsere Mittagspause ist für heute beendet und wir entscheiden uns für den Abend nach Aid Benhaddou zu fahren.

 

Ein nettes Fotomotiv vom Ort am Hang - auch hier gibt es Filmstudios - die wir jedoch nicht besuchen möchten. Für heute ist Schluss, beschließen wir und finden oberhalb des kleinen Ortes ein ruhiges Plätzchen für die Nacht. Die Sonne scheint noch in unseren Stellplatz und so sitzen wir noch etwas vor dem Auto, Paula isst ein paar Steine und Karin führt noch ein Sonnenuntergangstänzchen auf.

 

 



Über Tizi-n-Tichka, wo uns ein Reisebus mit einer deutschen Reisegruppe an einem Souvenirstand begrüßt, nähern wir uns Marrakesch.
 

So einfach wie den Weg bis dort zu finden, so schwierig ist es dann unsere Heimatadresse für die nächsten paar Tage in Marrakesch zu finden. Vorher noch Lebensmittel – hier gibt es wieder große Marjane_Supermärkte – eingekauft. Dass wir nicht gleich den richtigen Weg zum Relais de Marrakesch finden, liegt daran, dass wir die Wegbeschreibung vom Supermarkt aus gefahren sind und derer gibt es zwei in der Stadt. Wir kaufen am anderen ein.  Im Dunkeln ist der Camping dann doch erreicht, der dritte Camping unserer Marokkoreise. Alle guten Dinge sind drei. Dabei soll es auch bleiben.



Sehr schön angelegt, preislich noch moderat (90DH), gibt es sogar einen gemütlich hergerichteten Pool und ein Restaurant. Das Restaurant glänzt mit gesalzenen Preisen und nicht existentem Service. Es ist zwar verboten, sich ein Picknick mit an den Pool oder in die Hängematte zu nehmen. Aber wenn wir zwei Stunden lang nicht mal gefragt werden, ob wir etwas mögen und sich dazu niemand blicken lässt – das Auto steht keine 50 Meter weiter – dann holen wir uns die Jause eben aus dem Auto. Zumal es einen Teller mit Oliven, Tomaten, Käse und Nüssen mit ein wenig Brot im Restaurant nicht mal gegeben hätte.



Das WLAN-Netz hat jedoch funktioniert und wenn es, selten genug, wie hier ein Glas Rotwein gibt, dann trinke ich zum Lesen der Emails und Aktualisieren der Internetseite eben zwei Gläser.

Ankommen und Ausruhen, Spielen mit Paula und in der Sonne sitzen sind unsere Hauptbeschäftigungen. Die Wäsche geben wir, bekommen sie leider immer noch schmutzig zurück. Der Chef weist das Personal an, nur 30 Grad zu waschen, da es sonst zu viel Strom koste. Eine Waschmaschine 60 DH, ist dafür dann eher lachhaft. Aber gut, nicht aufregen, sondern erholen wollen wir uns, was uns auch gelingt.




Unsere Stadtbesichtigung gehen wir, wie vorgenommen, diesmal auch anders an. Wir nehmen uns, mit Paula im Tragegeschirr ein Taxi. Fahren in die Stadt. Nicht jedoch ins Getümmel und Gewühle sondern direkt zum Jardin Majorelle, der nach dem französischen, orientalischen Maler des 19. Jahrhundert, der sich hier niederließ, um sein Atelier mit einem herrlichen Park zu umgeben, benannt ist. Yves Saint Laurent und Pierre Bergé übernahmen den heruntergekommenen Park, 20 Jahre nach Majorelles Tod 1980 und hauchten ihm durch die Gründung einer Stiftung neues Leben ein und machten ihn durch Renovierungen zu dem, was er heute ist. Eine Pflanzensammlung aus fünf Kontinenten, beeindruckende Palmen, mexikanische Kakteen und Ruhe en masse. Mittendrin ein schnuckeliges Café. Die Stiftung wiederum kümmert sich heute, nach Saint Laurents Tod, - ein Denkmal zu seinen Ehren findet sich ebenso im Park – um den Erhalt des Parks und weitere kulturelle Events, wie Symposien, Workshops und engagiert sich mit schulischen Projekten. Ein guter Start für eine Stadtbesichtigung ist das zweite Frühstück in dieser Ruhe-Oase.

 

Das zweite Taxi bringt uns direkt auf den Henkersplatz, auf dem seine ihn bevölkernden Gaukler bereits ihrem Tagesgeschäft nachgehen. Schlangenbeschwörer beschwören Touristen, ihnen 200-300 DH für ein Foto mit Schlange zu geben, was hin und wieder sogar gelingt. Kleine Äffchen führen Kunststücke vor und überall laufen Händler, Gaukler und Touristen durcheinander.

 

Wir steuern sofort, einen der unzähligen Orangenstände an. Hier gibt es frisch gepresste Orangen- oder Mixsäfte, mit denen wir uns erfrischen. So erfrischt, drehen wir unsere Runden, mal links, mal rechts herum durch die Medina. Nicht enden wollende Stände und Geschäfte mit Lederwaren, Porzellan, Metallarbeiten. Wir vermuten, dass ein großer Teil davon aus dem Reich der Mitte kommt und sollten wir einmal nach China fahren, wir uns ein handgearbeitetes Stück dort vielleicht erwerben wollen. Zum Nachmittag setzen wir uns in eines der zahlreichen Cafés, die alle mit einer Dachterrasse ausgestattet sind. Von hier aus hat man einen beeindrucken Blick über den riesigen Platz und das bunte Durcheinander. Vor nicht allzu langer Zeit ist in einem benachbarten Café einmal eine Bombe explodiert und es kamen dabei wohl auch zahlreiche Touristen ums Leben. Aus aktuellem Anlass, treffen wir hierzulande eher wenige Franzosen, da die Anschläge von Paris wohl viele tief verunsichert haben, was ihnen niemand verdenken kann. Wir sehen es jedoch ähnlich wie ein Elsässer, den wir im Relais du Marrakesch kennengelernt haben der sagt, dass es ihm hier sicherer sei als in Paris. Das anfangs komische Gefühl - angesichts der Vergangenheit des Platzes - im Bauch vergeht nach einem kleinen Snack jedoch und wir genießen die Aussicht von der Terrasse.

 

 

 

 

Nach ein paar Schritten suchen wir uns wieder ein Taxi, um die Heimfahrt anzusteuern. Die geschäftstüchtigen Taxler versuchen uns das Doppelte des Preises der Hinfahrt abzunehmen, aber nach etwas Diskussion und Handeln – Karin erzählt dem Araber, dass sie nicht handeln mag, sondern ihren Fixpreis hätte, womit der bestimmt nicht gerechnet hat – fahren wir zum gleichen Preis wieder nach Hause. Zurück im Relais sind wir erstaunt und auch wieder nicht, dass kein Souvenir oder gar ein Teppich den Weg in unsere Taschen gefunden hat und sind froh diesen Tag so gestaltet zu haben. Ohne Fremdenführer haben wir uns trotzdem nicht verlaufen. Es sei zu dessen Entschuldigung angemerkt, dass Marrakesch und seine Medina um einiges übersichtlicher und auch sauberer ist als die in Fes. Somit ist ein Fremdenführer – für uns – hier zu viel des Guten. Paula ist gut drauf. Sie hat sich die Stadt von der Terrasse angesehen und durch den Parkbesuch hat die Stadtbesichtigung ihren Entspannungsfaktor gehabt.

 

Wir bleiben noch einen Tag am Camping, verbringen die Zeit mit Internet und Poolbesuch. Zwei deutsche Motorradreisende kommen noch des Weges zum Plausch. Der nette, ältere Elsässer der vergangenen Tage, hat sein WoMo kurzerhand im Zollbereich des Flughafens geparkt und ist zu seiner Familie über Weihnachten und Sylvester geflogen, ehe er bis zum europäischen Sommer die Überwinterung in Marokko fortsetzt. Schön, wenn die älteren Leute noch so beweglich sind.

 

Flugtickets nach Hause haben wir keine und fünf Tage Marrakesch reichen uns. So beschließen wir, nochmals zu späterem Zeitpunkt nach Marrakesch zu kommen. Vielleicht eine Woche in einem schmucken Riad verbringen mit Hammam und dann machen wir bestimmt die abendliche Stadtbesichtigung. Bereiten also das Tesomobil für die nächste Fahrt vor und schauen mal, wo wir Weihnachten verbringen werden.

 

 

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