"Im-Nationalpark-Jasper-und-Banff"

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Fantozzi, so haben wir bereits in Saskatchewan den Mann in der kleinen Wolke getauft, der uns stets auf unserem Weg begleitet, lässt uns schon bei der Einfahrt in den Jasper National Park durch Aushang an der Parkstation wissen, dass er bald wieder mit uns sein wird. Die Regenwahrscheinlichkeit wird hier für den bevorstehenden Sonntag mit 60% geweissagt. Sei’s drum, denken wir uns, zahlen um die 20 Dollar pro Aufenthaltstag im Park und lassen schon einmal unser Tesomobil seine Dieselwölkchen in den Nationalpark blasen.

Nach unserem kleinen Ankunftsritual, dem Gang durch die Stadtmitte des kleinen, sehr touristischen Örtchen Jasper, besteigen wir alsbald unser kleines Nachtlager. In Anbetracht der „Größe“ des örtlichen Bahnhöfchens machen wir uns gar nicht erst die Mühe, einen Standplatz zu suchen und bleiben einfach dort stehen. Unsere Einschätzung stellt sich jedoch als falsch heraus, da wir nicht an die nach scheinbar mehreren Seiten gleichzeitig geneigte Bahnschiene in der letzten Kurve vor dem Bahnsteig des Bahnhofs gedacht haben. Das Gequietsche und Geknirsche der Züge, die im Halbstundentakt im Schneckentempo darüber fahren, lässt uns fast kein Auge zumachen in dieser Nacht. Entsprechend gerädert wachen wir am nächsten Morgen auf.

Nichtsdestotrotz sind wir am nächsten Tag frohen Mutes, da wir etwas nordöstlich von Jasper den Maligne Canyon erwandern und einen traumhaften zweistündigen Spaziergang entlang dieses pittoresken Sandsteincanyons erleben. Man wirft uns ob unserer High-End-Outdoor-Ausrüstung, speziell unserer für diese Tour gewählten Hiking-Schuhe neidische bis ungläubige Blicke zu. Uns begegnen wahre Outdoorenthusiasten, die uns aber spätestens an den seichten Uferstellen, an denen wir problemlos die Füße ins kalte Nass tauchen können, bewundern. Hätten ihre Füße nach Verlassen der Multifunktionsschuhe doch zumindest in den ersten zwanzig Sekunden ordentlich gemuffelt.   

Unser höflicher Freund Fantozzi wartete dann auch bis zu unserer Rückkehr an das Tesomobil, bis er sich gemeinsam mit einigen mächtigen Freunden mit lautem Krachen und Blitzen über uns ergießt. Unser weiterer Weg führt uns über den Medicine Lake bis hinunter zum Maligne Lake, den wir wegen des starken Regens dann lieber doch nicht, wie geplant, umwandern. Außerdem haben wir ja bereits unser tägliches Hikingprogramm hinter uns. Da es lediglich diese eine Straße gibt, fahren wir den gleichen Weg wieder retour und siehe da, der Medicine Lake strahlt wie zur Versöhnung im Sonnenlicht. Das vorher hereingebrochene Gewitter ist vorüber gezogen. Und bald erleben wir auch schon noch den Höhepunkt unseres Parkbesuchs: Nicht nur mehrere Wapitis laufen uns vor die Linse, sondern auch ein gemütlich stapfender Schwarzbär. Wir können unser Glück kaum fassen!

Von Jasper aus setzen wir unsere Fahrt dann mittags gen Süden entlang des Highways 93, des Icefields Parkways, fort. Eigentlich bewegt sich unser Gefährt in dieser Gegend nicht gerade schnell. Trotzdem überfahren wir schlichtweg die als Zwischenziel vorgemerkten Sunwapta Falls. So krabbeln wir mit dem Tesomobil den Sunwaptapass hinauf auf eine Höhe von 2035 Meter, dem bislang höchsten Punkt, den wir mit dem Tesomobil erreicht haben.

Nur wenige Kilometer später stehen wir auch schon da - in Flip-Flops auf der Gletscherzunge des Columbia-Eisfelds. Um uns herum schneebedeckte Gipfel der bis zu 3750 Meter hohen Berge. Eisiger Wind weht uns hier ins Gesicht und wir werden nicht nur einmal mit stummen Blicken dank unserer ungewöhnlichen Hiking-Schuhe bedacht. Wir sollen uns beeilen, deutet uns unser höflicher Freund Fantozzi. Pünktlich zu unserem Abstieg vom Gletscher und nur kurz vor unserer Ankunft im rettenden Mobil hat sich Fantozzi wieder bereitgemacht. Eisiger Nieselregen verhüllt nun die umliegenden Berge und verscheucht nahezu alle Besucher. Übrigens auch die mit Hiking-Schuhen und Kopf-bis-Fuß-Outdoorausstattung.

Noch schnell einen Blick auf die Tankuhr, da wir von den extra aufgestellten Schildern auf die einzige Tankstelle für die nächsten 126 Kilometer hingewiesen werden. Es müsste reichen bis nach Lake Louise, unserem nächsten Ziel. Der meist besuchte Bergsee der Welt muss noch eine Nacht warten, da wir bei unserer Ankunft erst einmal unsere knurrenden Mägen ruhig stellen müssen. Direkt am Ortseingang erwartet uns ein herrliches Steak in einem angenehmen Restaurant mit einem sehr höflichen, weil nicht so unheimlich gekünstelten Kellner. Da schmeckt das Stück Fleisch doch gleich viel besser. Und unsere Nachfrage, ob wir des nachts auf dem Parkplatz hinter dem Restaurant stehen können bejahend, lässt ihn uns gleich noch mal mehr ins Herz schließen. Obwohl er kurz vorher einen Bären über den Parkplatz hatte schleichen sehen, begegnet uns in der Nacht leider keiner mehr. Aber die Nacht ist sehr erholsam und trotz des ausgehängten Übernacht-Parkverbots verjagt uns von unserem Platz.

Nach kurzer Anfahrt erreichen wir dann den Parkplatz am Lake Louise, der sich bereits um elf Uhr morgens bis auf den letzten Platz füllt. Wir wollten nur einen kurzen Abstecher zum See machen, da es sich hier wirklich um ein touristisches Ziel erster Güte handelt. Somit überrascht auch wenig der in bayrische Tracht gewandte Alphornbläser vor der Seekulisse. Das Fairmont Hotel wird von uns nur mit einer Durchwandelung bedacht. Vierhundertneunzig Dollar für eine Übernachtung - Nö, so schön ist das Hotel dann doch nicht!

Weiter geht es Richtung Banff. Zwar ist hier noch mehr touristischer Ansturm zu erwarten als an unserem Ausgangspunkt des Icefield Parkways in Jasper (unser Reiseführer beschreibt Banff als das St. Moritz der kanadischen Rocky Mountains), doch Banff besitzt mit den Upper Hot Springs schwefelhaltige, heiße Quellen, die wir unbedingt ansteuern wollen. So kommt es, dass wir nur kurze Zeit später blubbernd im heißen Wasser sitzen und uns die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Von hier oben kann man auf das kleine Städtchen hinuntersehen und bekommt gar nicht viel mit von den Massen, die sich scheinbar zeitgleich durch die Innenstadt schieben. Frisch geblubbert und gut erfrischt verlassen wir noch am gleichen Tag Banff und fahren ein kleines Stück zurück, um wieder auf den Transcanada Highway No 1 zu stoßen, der uns westlich führen soll.

Dann sollten wir auch bald die westlichste Provinz Kanadas erreichen - Britisch-Kolumbien.

Bis dahin alles Gute und viele Grüße
Lella und Thomas

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tesomobil.de/index.php

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