"Die letzten Tage in den USA"

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"Mir ist heiß!", auch in den letzten Tagen in diesem landschaftlich durchweg beeindruckenden Landstrich unser Hauptgedanke. Unser Weg führt uns über den Joshua Tree Nationalpark im Süden Kaliforniens. Mit dem Indian Cove finden wir einen Campingplatz, der es auf unsere Rangliste der zehn schönsten Plätze, die wir während unserer Reise unter die Augen bekommen haben, geschafft hat.  Hinter idyllischen Felsformationen in der höher gelegenen und damit kühleren Mojave Wüste stoßen wir auf einen außergewöhnlichen Ort für die Nacht, sodass wir am nächsten Morgen nach einem erholsamen Schlaf unsere Besichtigungstour durch diese mit Josuabäumen übersäten Wüstenlandschaft über den Westeingang in Joshua Tree Village starten können. Während unserer Rundtour bis zurück zum Haupteingang in Twentynine Palms fragen wir uns, was die Mormonen, auf die die Namensgebung zurückzuführen ist, wohl dazu veranlasst haben mag, in diesen Bäumen den seine Arme zum Himmel hebenden Propheten Joshua zu sehen, und schreiben solche Wahnvorstellungen entweder der sonst hier vorherrschenden Hitze oder jedoch der ihrerseits eventuell genommenen Mittelchen zu.

Als wir uns der Illusion hingeben, dass es wohl heißer nicht werden kann, werden wir schon wenige Kilometer weiter in Palm Springs, der Winterresidenz der Reichen und Rentner, eines Besseren belehrt. Unser Mobil-Thermometer zeigt 50°C an und wir glauben, uns auf Grund des Flüssigkeitsverlustes bald aufzulösen. So tun wir das, was uns am naheliegendsten erscheint, nämlich in einem der hier ansässigen 130 Hotels zu fragen, ob wir dessen Schwimmbeckenanlage nutzen dürfen. Da aber die Rezeption stark frequentiert ist, kommen wir nicht dazu, einen Zuständigen um Erlaubnis zu bitten, und marschieren zielsicher auf den Pool zu. Hier in Wassernähe mit obligatorischer Bespränkelungsanlage ist einer der wenigen Orte, an dem sich solche Temperaturen ertragen lassen. Erstaunlich, wie man einen ganzen Tag mit Nichtstun verbringen kann, ohne dass man es bemerkt.


Bei unserem Abendkaffee sieht sich dann der dort aufspielende Saxophonist dazu veranlasst, seinen Gästen aus Deutschland ein Ständchen zu spielen und wir kommen in den Genuss seiner Variation über den alten Jazzklassiker Sugar. Selbst beim Abendspaziergang müssen wir aufpassen, uns nicht zu schnell zu bewegen, da es zwar abkühlt, jedoch nur auf moderate 35°C. Das Schlafen bei solchen Temperaturen fällt entsprechend schwer. So beansprucht, wenden wir uns noch weitere zwei Tage dem süßen Nichtstun am Pool zu. Zum Wochenende hat man extra einen DJ engagiert, der für kühle Atmosphäre am Pool sorgt. So beobachten wir das bunte Treiben in der Poollandschaft.

Um der Hitze schließlich zu entfliehen, fahren wir kurzerhand auf den Hausberg von Palm Springs hinauf. Auf ca. 3000 Metern Höhe werden wir von angenehmen 16°C empfangen und können einmal wieder richtig durchatmen. Auch ein Spaziergang durch den hier angelegten State Park in luftiger Höhe ist bei diesen moderaten Temperaturen in Betracht zu ziehen. Von hier oben haben wir erstmals die Möglichkeit, die zwischen Palm Desert und Palm Springs zu Hunderten aufgestellten Windkrafträder in ihrer Gesamtheit zu sehen. Nicht grundlos hat man diese Windräder hier aufgestellt, handelt es sich hier doch um eine der windigsten Gegenden der Welt.

Da wir nicht ewig in luftigen Höhen die kühlen Bergtemperaturen genießen können und vielmehr wieder mit der Gondelbahn hinunter fahren müssen, entschließen wir uns dazu, Palm Springs und die Hitze baldigst zu verlassen. Gut erholt und unzählige Male in den Pool gehüpft,  kann es auch mal wieder weitergehen. Aber es steht fest, dass wir nochmals in den Bergen Station machen werden, allein um kühle Luft in unsere Sandwichkabine zu lassen.  

So erreichen wir bald Idyllwild, einen verschlafenen Wintersportort in den San Jancinto Mountains. Hier ist nicht gerade viel los und die gastronomischen Angebote halten sich ebenfalls in Grenzen, doch das hier vorherrschende Klima entspricht exakt unseren Erwartungen und Wünschen. Tagsüber sonnig und maximal 30° Grad warm, sinken die Temperaturen nachts auf angenehme 18° Grad. Auch unserem Kühlschrank gefallen die hiesigen Temperaturen um ein Vielfaches besser und er läuft wieder einwandfrei, hatte er sich in der Wüste gar nicht mehr ausgeschaltet und heizte somit auch noch unser Reisemobil auf. Ohne besondere Höhepunkte vergingen ganze drei Tage. Gegenüber von unserem Mobilheim hat sich freundlicherweise ein Kaffeehaus mit drahtloser Internetverbindung niedergelassen - oder war es anders herum? - und so können wir auch noch etwas im Netz herumstöbern.

Hierbei ist uns nicht entgangen, dass die Situation Zuhause in Deutschland und speziell im Bankensektor momentan wohl nicht die angenehmste ist. Obwohl wir ja in den vergangenen Wochen quasi mittendrin waren, ist uns das ganze Ausmaß der Finanzkrise bislang verborgen geblieben. Zwar sahen wir eine Menge zum Verkauf stehender Häuser sowie allerorts Einladungen von Banken zu Hausauktionen. Auch die verschiedenen Spielzeuge der Amerikaner wie Boote und Reisemobile; also vieles, was zum amerikanischen Lebenstraum gehört, fand sich mit Verkaufsschildern geschmückt am Straßenrand. Aber dass es womöglich nach unserer Rückkehr nach Deutschland keine Banken mehr geben wird, war uns nicht klar. Sicherlich ist diese Annahme sehr überspitzt und außerdem soll es mit unserer Rückkehr ja auch noch etwas dauern.

So lassen wir die Nachrichtenlage auch bald wieder hinter uns und kümmern uns um die wichtigen Dinge. So unterziehen wir unser rollendes Zuhause mal wieder einer gründlichen Reinigung. Apropos Reinigung, in unserem Kofferraum haben sich in den letzten Wochen auch wieder Berge schmutziger Wäsche angesammelt, die wir in sieben Maschinen der nahegelegenen Münzwäscherei waschen. So verbringen wir einen ganzen Nachmittag mit dem Füttern von Waschmaschinen und anschließend Trocknern. Der den Waschsalon betreibende Mexikaner freut sich über die Unmengen an Vierteldollarmünzen, die wir in die Schlitze der verschiedenen Automaten werfen. Die Wartezeit zwischen den Maschinen überbrücken wir mit Innenraumpflege unseres Allrad-Wohnmobiles sowie mit Fensterputzen.

Mit sauberen Fenstern und frisch bezogenem Bett fahren wir von Idyllwild durch die frühherbstliche und bergige Landschaft entlang der sich immer wieder um die Hügel windenden Straßen hinunter zum Pazifik, wo wir noch einige Tage vor unserer Einreise nach Mexiko verbringen möchten. Auch dem Tesomobil gefallen die letzten Tage. Mit reichlich Frischluft versorgt und wohlgekühlt kann es nun die Mehrzahl der zurückgelegten Kilometer die Berge hinunterrollen und es genießt dies hörbar. War es ihm doch in den Wüstengegenden der vergangenen Wochen schon mal richtig heiß geworden. Kurz vor der Küste machen wir noch einmal Halt in San Juan Capistrano, einer mit viel Grün aufgehübschten kleinen, auf den Hügeln gelegenen Stadt. Wir wanderen durch das im Sonnenuntergang schmeichelhaft beleuchtete Städtchen, besuchen einmal mehr unser Lieblingskaffee und vertreten uns etwas die Beine bei einem langen Spaziergang.

Es ist bereits Abend und dunkel als wir in Erwartung des Strandes die Autobahn Nr. 5 verlassen und plötzlich mitten in einem militärischen Sperrgebiet stehen. Der Wachposten staunt nicht schlecht, als er uns vor sich sieht. Mit der typischen Redegewandtheit und Auskunftsfreudigkeit eines Militärs erlaubt er uns schließlich, mit dem Bundeswehr-LKW in den Stützpunkt hineinzufahren, um zu wenden, damit wir unsere Suche nach dem Strand fortführen können. Der altbekannte Nebel ist bereits wieder aufgezogen und somit bewegen wir uns durch abendliche dicke Nebelwände wie durch das Nichts.

Mit Erreichen unseres für die Nacht ausgesuchten Standplatzes am Yachthafen von Oceanside ist unsere Fahrt dennoch nicht beendet, da wir schon wenig später von Bauarbeitern verscheucht werden, die sich gerade diese Nacht zum Neubemalen der Parkplatzmarkierungen ausgesucht haben. Schließlich finden wir einige hundert Meter weiter unseren Schlafplatz und wie sich nach erholsamer Nacht herausstellt, ist dieser durch die Nähe zu den dort liegenden Yachten sogar im Sendebereich des Drahtlosnetzwerk der hiesigen Marina. Und weil es in Oceanside so nett ist und wir die hiesige Infrastruktur genießen, bleiben wir gleich noch weitere zwei Tage mit dem Mobilheim hier stehen.

Es gibt noch den ein oder anderen schönen Ort am Wegesrand auf unserer Fahrt nach San Diego. So halten wir nur kurz in Carlsbad, um unseren langen Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen. Ein Bötchen ziert nun unseren Motorradträger und wir können ohne großen Krach zu verursachen fortan auch über das kühle Nass gleiten und uns die Meeresbewohner von ganz nahe anschauen.

Schon bald erreichen wir mit La Jolla die nördlichen Ausläufer San Diegos. Geprägt von einer wunderschönen Uferpromenade, an der nicht nur wir abends flanieren, sondern am darauf folgenden Morgen auch eine ganze Rentnerschar ihren Morgenspaziergang absolviert, befinden wir uns hier in einem sehr gepflegten Stückchen Amerika. Von der Uferpromenade aus beobachten wir nicht nur die Surfer in der Abendsonne und die fischenden Pelikane, sondern auch eine Hochzeitsgemeinde, die auf einer kleinen Wiese andächtig auf die Braut wartet, während Spaziergänger, Jogger und heimkehrende Surfer vorüberlaufen. Wir bleiben nachts mit dem Reisemobil direkt hinter der Uferpromenade stehen und werden auch nicht verscheucht.

Ohne in die Stadt San Diego zu fahren, geht es für uns direkt hinüber über die Coronado Bridge auf gleichnamige Insel, wo wir noch einmal den amerikanischen RV-Traum, dem in Reih-und-Glied-am-Strand-Stehen genießen. Silver Strand ist ein langgezogener Strand direkt hinter einer amerikanischen Marine-Einheit. Hier berappen wir buchstäblich unsere letzten Dollar, um die stolze Standmiete zu bezahlen und verbringen einen unserer letzten Abende am amerikanischen Pazifik.

Am nächsten Morgen fahren wir dann doch noch nach San Diego, um uns etwas die Stadt anzuschauen. Auch müssen wir noch eine Autoversicherung für Mexiko ergattern, da eine solche Einreisevoraussetzung für Mexiko darstellt und unsere derzeitige Versicherung das Gebiet Mexiko nicht abdeckt.


Den Abend lassen wir mit einem Spaziergang am Hafen von San Diego ausklingen, bevor wir uns in unser Mobil für die Nacht zurückziehen, das den ganzen Nachmittag bereits vor dem Maritime Museum auf uns gewartet hat.

Am frühen Morgen heißt es für uns dann “Mexiko, wir kommen!” Es sind nur wenige Kilometer bis zur Grenze, die wir bei Tijuana überqueren und wir sind gespannt, was uns dort auf unserer weiteren LKW-Reise erwartet. 

Aber dazu später mehr. Bis dahin viele Grüße aus Loreto, Baja California - zwei Tage, nachdem Hurrikane Norbert hier einige Dächer abgedeckt hat - wo wir es uns gut gehen lassen. Wir werden bald darüber berichten!

Lella und Thomas aus dem Tesomobil

Entsprechende Bildergalerie der ehemaligen privaten web page ansehen:
tesomobil.de/index.php

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