"Die Galápagos-Inseln"

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Nebel liegt mal wieder über der Stadt Quito, als wir früh morgens zum Flughafen aufbrechen. Der Wecker hat uns heute sehr früh aus den Federn gerissen und eigentlich hätte es auch gereicht, erst gegen neun Uhr aufzustehen. Auch ein gemütlicher Spaziergang zum Flughafen wäre dann noch drin gewesen. Der Nebel ist denn auch der Verantwortliche, dass der Flughafen bis auf weiteres gesperrt ist. Unser Flug zu den Inseln verspätet sich zwei gute Stunden. Auf Quitos Flughafen herrscht das Chaos. Geschäftsreisende und eine stattliche Anzahl von Touristen tummeln sich auf dem für solche Verspätungen eigentlich viel zu kleinen Flughafen. Die Zeit bis zum Abflug versüßen wir uns bei einem Frühstück im benachbarten Café.

Kurz nachdem wir in Quito durch ein sich auftuendes Loch in den dichten Wolken starten, geht es bereits wieder der Erde entgegen. Guayaquil liegt unter uns und wir landen zu einem kleinen Zwischenstopp. Die Geschäftsreisenden steigen hier aus und ihre leer zurückgelassenen Sitzplätze werden alsbald von weiteren Galápagos-Touristen besetzt. Von hier aus sind es knappe eineinhalb Stunden, bevor die kleinen Inseln im tiefblauen Ozean auftauchen.

Nur ca. 1.000 Kilometer entfernt vom ecuadorianischen Festland sind wir aus dem kühlen und regnerischen Hochland Quitos mitten im sommerlichen Galápagos, vielmehr auf der Flughafeninsel Baltra, von wo wir nach einer kurzen Busfahrt mit einer kleinen Holzfähre nach Santa Cruz übersetzen. Hier heißt es wieder, einen Bus zu besteigen, um an die Südspitze der Insel zu fahren, wo sich in Puerto Ayora die Anlegestelle der Boote befindet. Jetzt nur noch mittels altem und wackeligem Holzkahn zu unserer Yacht übersetzen und schon kann es losgehen mit unserem Inselabenteuer. Bedingt durch momentane warme Meeresströmungen werden wir zwar nicht so viele Meeresbewohner bzw. nicht so viele von den großen antreffen, da sich diese eher während der Wintermonate Juni bis Dezember vor Galápagos' Küsten tummeln. Doch wir sind sehr gespannt.

Da wir schon einmal auf Santa Cruz sind, das dachte sich wohl auch der Veranstalter – dann schauen wir doch mal in der Charles Darwin Station vorbei. „Eigentlich kann man diesen Programmpunkt auslassen!“ haben wir noch Volker in den Ohren, da es sich hier eigentlich um einen Schildkrötenzoo handelt. Zumindest haben wir hier den alten und einsamen George angetroffen, den letzten seiner Zunft von der Isla Pinta.

Der Gute hat bereits eine Menge Falten um die Augen. Mit seinen geschätzten 85 Jahren war er nun auch nicht sonderlich beeindruckt von unserem Besuch und hat auch bald sein Schläfchen fortgesetzt. Noch einige weitere seiner Verwandten  (Riesenschildkröten haben uns bei unserem Weg durch die Station den Weg versperrt) und es ist schon ein Erlebnis, diesen riesigen Vertretern ihrer Art zu begegnen.

An schaukelnden Boden unter den Füßen können wir uns bei unserer ersten Nacht auf dem Boot noch in der Bucht von Puerto Ayora gewöhnen. Die erste Nacht verbringen wir noch im Schutze der Bucht vor Anker, da wir uns vor dem Ablegen noch andere Vegetationszonen im Norden der Insel anschauen. Hier treffen wir zum ersten Male auf die Galápagos-Taube. Im Gegensatz zu den in unseren Gefilden oft und gerne als Flugratten bezeichneten Artgenossen, handelt es sich bei den Tauben auf Galápagosum ganz hübsche Tierchen mit ihren roten Augenringen. Hier oben, im Norden Santa Cruz´, durchwandern wir ein Stück die Scalesia-Wälder
des Hochlandes und kommen anschließend wieder zurück in die Kakteen- und Palo-Santo-Landschaft des küstennahen Tieflandes und schließlich nach Puerto Ayora an unser Boot.

In unserer Kabine spüren wir deutliche "Vipes" von Jugendherberge und auch der etwas muffige Geruch unserer Luxusherberge lässt Erinnerungen an längst vergangene Klassenfahrten aufkommen. Aber ein großes Fenster ziert unser Domizil und so haben wir die freie Sicht auf den Ozean. Die Farbe des Meeres gibt dem Sechzigerjahreambiente wenigstens etwas Farbe.

Santa Fé, gute zwei Bootsstunden östlich von Santa Cruz, ist eine kleine, felsige Insel, die im Wesentlichen durch ihre bis zu 6 Meter hohen Baumopuntien besticht. Hier begegnen wir den ersten gelben Landleguanen, die meist faul in der Sonne dösend, mitten auf dem Weg herumliegen. Den Galápagosbussard haben wir leider nicht gesehen, dafür aber die ersten Blaufußtölpel. Am Nachmittag erholen wir uns von unserem heißen Inselrundgang bei einer ausgedehnten Schnorcheltour und schauen uns die farbenfrohe Unterwasserwelt der Insel an.

Nach der stundenlangen Nachtfahrt des Bootes sind wir erleichtert, als wir in Española ankommen. Es hat doch ordentlich geschaukelt während der Nacht. Deutliche Schaumkronen auf den Wällenkämmen haben uns eine unruhige Fahrt ahnen lassen. Gut durchgeschaukelt, erwandern wir uns vormittags die Insel und ihre Naturschönheiten, um uns am Nachmittag etwas neben die am sonnenverwöhnten weißen Sandstrand faulenzenden Seelöwen zu legen. Es ist schon verwunderlich, dass sich diese niedlichen Zeitgenossen so gar nicht an uns Menschen stören. Lediglich ihre Neugierde lässt sie hin und wieder eine unserer mitgebrachten Taschen inspizieren. Im Wasser dann ist es ein gigantisches Gefühl, mit den an Land so behäbig, wenn nicht unbeholfen wirkenden Tieren, die sich unter Wasser als wahre Schwimmkünstler darstellen, herumzuschnorchen und zu tauchen. Immer wieder schwimmen sie dicht an uns vorbei und wir bekommen den Eindruck, dass sie etwas mit uns spielen möchten.

Überhaupt ist die Unterwasserwelt an den Galápagos fantastisch und nirgendwo kann man so viele tropische Fischarten in allen nur erdenklichen Farben glitzern sehen wie hier um die Inseln. Der kleine Nemo ist da nur ein farbenfrohes Beispiel. Der erste Riffhai, der unseren Weg kreuzt, ruft bei Lella ein den Geräuschen der Seelöwen vergleichbares Dauergrunzen (mit Schnorchel im Mund spricht es sich so schwer) hervor. Wir schwimmen noch etwas um die hier zahlreichen Rochen und Meeresschildkröten herum, ehe wir an Bord unserer Luxusyacht zurückkehren.

Die See hat sich sichtlich beruhigt und es ist nunmehr ein Vergnügen, nachts zur nächsten Insel geschippert zu werden und diese am nächsten Morgen zu erkunden. Auch die zwei schweizer Kameraden Benjamin und Patric aus Bern bzw. Interlaken, die sich die Galápagos-Tour während ihrer mehrmonatigen Rucksackreise durch Ecuador und Teile Südamerikas gegönnt haben, sind ganz aus dem Häuschen von den gewaltigen Naturerlebnissen untertags.

Mit Floreana erreichen wir die exotischste unter den zahlreichen Galápagos-Inseln, die wir in vier Tagen leider nicht alle besuchen können. Mitten im türkisblauen Ozean erhebt sich diese urzeitlich schöne Insel, die von einem erhabenen Vulkankegel überragt wird. Die hier anzutreffende Flora ist mehr als drei Millionen Jahre alt und hier kommt man sich als kleines Erdenkind schon um einiges unwichtiger vor als man ohnehin schon ist.

Wir steuern zuerst die seit Jahrhunderten von den verschiedensten Seefahrern besuchte Post-Office-Bay an, an dem ein kleines Fass bereits seit 1792 als kostenloser Briefkasten fungiert. Seefahrer schauen hier hinein und wenn sie einen Brief, eine Postkarte oder auch nur eine Nachricht an jemanden finden, dessen Wohnort irgendwo auf ihrem Wege liegt, so nehmen sie diese mit, um sie auszuhändigen bzw. zuzustellen. Weltumsegler machen hier gerne Station und auch neben uns die vielen Touristen, die sich diesen Ort anschauen. Unsere hier aufgegebene Postkarte wird bestimmt schneller zuhause ankommen, als die per ecuadorianischer Post beförderte.

Eine wahre Schnorchel-Felsarena erwartet uns nach unserem Inselerkundungsgang an der Devil’s Crown oder Corona del Diablo. Rund um diesen Teufelkrone genannten Minikrater wenige Meter vor der Küste lassen wir uns mit unseren Masken und Gummifüßen bewaffnet von der natürlichen Strömung um den Krater treiben und betrachten einmal mehr ein unvergessliches Naturschauspiel unter Wasser.

Nach solch Schnorchelausflügen, bei denen wir reichlich Gelegenheit haben, auch mal einen oder mehrere Schlucke Salzwasser zu probieren, freuen wir uns auf das sehr gute Essen an Bord, sitzen beisammen und besprechen das Erlebte.

Das Boot schaukelt uns dem Ende unserer Galápagos-Reise entgegen und wir erreichen mit der Insel North-Seymour die letzte kleine Insel. Ein aus dem Ozean geliftetes Lavaplateau begrüßt uns mit seinem schwarzen Steinufer und den daran zu Hunderten hängenden und sich in der Sonne auftankenden Klippenkrabben. Das Gebrüll der Seelöwen ist nicht zu überhören und bald posiert auch schon der erste Blaufußtölpel vor der Kamera.  North Seymour hat eine der größten Brutgebiete der Fregattvögel und nun bekommen wir von den Männchen unter ihnen ihre riesigen aufgeblasenen Kehlsäcke gezeigt. Wie verrückt werben sie mit diesem etwas seltsam wirkenden Ritual um ihre Holden. Es ist heute nur noch ein kurzer Rundgang über das kleine Eiland, welches nur durch eine kleine Meerenge von Baltra, der Flughafeninsel der Galápagos, getrennt ist.

Unser Boot bringt uns noch durch diese kleine Meerenge hinüber zu dem Anlegeplatz, an dem wir das Boot verlassen werden und die Boote für die in wenigen Stunden als unser Ersatz zusteigenden Touristen fertiggemacht werden. Unsere sieben Sachen sind schnell gepackt und wir treten die Rückreise von diesem verzauberten Ort auf der Welt an.

Nicht zuletzt die Fotos werden uns immer an die hier erlebten Momente erinnern. Neben den vielen verschiedenen Tieren sind wir während unseres Trips auch wieder auf sehr nette Menschen getroffen, die wir vielleicht auch nochmals wieder sehen.

Ausdrücklich bedanken möchten wir uns bei unserem ecuadorianischen Führer, der eigentlich mit einer anderen Gruppe an Bord war und uns in unserer gewohnten Sprache an seinen interessanten Ausführungen über Flora und Fauna der Inseln Teil haben lies. Marco hat seinerzeit zwei Jahre in Bonn für die ecuadorianische Bootschaft gearbeitet und spricht ein exellentes Deutsch. Jeder Galápagosreisende kann sich glücklich schätzen, wenn er Marco als Reiseführer mit dabei hat. Auch der Reisegruppe wünschen wir alles Gute. Die angeregten Gespräche mit euch waren uns eine helle Freude. 

Zurück in Quito hoffen wir, unser Reisemobil unversehrt auf dem Hof von AUTEC, der Mercedeswerkstatt, wieder zu finden. Hoffent, dass alle erforderlichen Arbeiten zu unserer Zufriedenheit erledigt wurden, werden wir es mit dem für unsere Weiterreise nötigen Wasser befüllen und machen uns auf den Weg in den Oriente.

Das Schöne an Ecuador ist doch, dass es sämtliche Klimazonen und die verschiedenen Umwelten auf so kleinem Raum vereint und wir nur wenige Stunden benötigen werden, um mit dem tropischen Regenwald ein weiteres, nicht minder interessantes Terrain vorzufinden. Hier wollen wir ein zwei Nächte auf einer Urwald-Lodge verbringen und uns von den enormen Eindrücken vom Paradies in einem anderen Paradies erholen.

Wir schicken euch allen schwer beeindruckte Grüße aus Ecuador, einem Land, das wahnsinnig viel zu bieten hat.

Lella und Tommi

Entsprechende Bildergalerie der ehemaligen privaten web page ansehen:
www.tesomobil.de/index.php
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