"Von der Halbinsel Paracas nach Nazca"

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Durch die unwirklichen Weiten der peruanischen Wüste fahrend, ist man schnell verführt zu sagen, dass es nichts gibt außer Sand. Doch diese unendliche Sandlandschaft wechselt förmlich minütlich ihr Aussehen. Nie hätten wir gedacht, dass es Sand in so unterschiedlichen Farben und Ausprägungen geben würde. Ein wahres Erlebnis hier hindurchzufahren!

Mit Paracas erreichen wir einen Ort, der uns nicht nur von Peter von der Izhcayluma-Lodge wärmstens empfohlen wurde, sondern auch von anderen Reisenden. So ist das Staunen doch recht groß, als wir in eine für uns doch auf den ersten Blick recht trostlose kleine Touristenoase kommen. Vereinzelt erspähen wir peruanische Urlauber, die ihrer Urlaubsbeschäftigung faulenzend am Strand nachgehen. Alles wirkt auf uns wie der verzweifelte Versuch, einem Ort, der vor einem guten Jahr durch ein Erdbeben stark zerstört wurde, wieder Leben einzuhauchen. Schnell haben wir das Ende des Ortes erreicht, sind wir doch eigentlich nur an einigen hochvermauerten Grundstücken scheinbar eher ausländischer Reicher, die sich hier ihr Domizil errichtet haben, vorbeigefahren. Also drehen wir bei dem am Ende der Straße befindlichen Hilton Hotel - Wer soll in diesem Hotel Urlaub machen, fragen wir uns - und wollen Paracas schon den Rücken drehen, als wir bei unserer Rückfahrt unseren irischen Reisegefährten über den Weg fahren. Nach kurzer Besprechung entscheiden wir uns doch für eine Bootsfahrt hinüber zu den Islas Ballestas, die von den Peruanern kleine Galápagos Inseln genannt werden. Auf dem Weg zu den Inseln tuckern wir am Candelabro vorbei, dem misteriösen Dreizack im Sand, der Ähnlichkeiten mit den Bodenzeichnungen von Nazca aufweist. Die Bedeutung dieser 180m hohen Linien ist bis heute ungeklärt, auch wenn anzunehmen ist, dass sie einen Kandelaberkaktus darstellen soll.

Zu viert werden wir gemeinsam mit anderen Touristen in einer zweistündigen Fahrt mit einem schnellen Boot zu den Inseln gebracht, sicherlich ein Vogel- und Seelöwenparadies und wir bekommen endlich ein paar Humboldtpinguine zu sehen. Schade nur, dass man nicht aussteigen darf, sondern nur um die Inseln herumgeschippert wird! Auch das Geschüttel und Gerüttel auf dem Boot weckt Erinnerungen an unsere seinerzeitige Bootstour in Canada. Es ist aber auch schwer für uns, die wir noch frische Erinnerungen an die wundervolle Inselwelt der Galápagos Inseln, haben diese Bootstour so richtig zu würdigen. Und - es stinkt! Wer schon einmal dicht bei Seelöwen war, weiß, wie doll diese possierlichen Kerle doch die Luft verpesten.

Unweit des kleinen und wie wir bereits festgestellt haben unspektakulären Städtchens beginnt dann der Paracas Nationalpark. Und mit Befahren dessen auf der Suche nach einem geeigneten Standplatz für die Nacht sind wir hingerissen von der Schönheit der Landschaft. Menschenleere Wüste, die direkt zur schäumenden Pazifikküste hinunterragt. Kilometerlange Sandstrände laden hier zum Verweilen ein und der geeignete Standplatz ist nur Sekunden später entdeckt, als wir merken, dass die Oberfläche der sich zu den Klippen hinaufragenden Sandlandschaft unser Auto problemlos trägt. So klettern wir hinauf auf eine Klippe, hoch über einer riesigen Bucht mit Aussicht auf das tiefblaue Meer und nahezu Rundumsicht auf die hinter uns liegende Wüste. Als wir hier unsere Zelte aufschlagen, sind wir uns einig, dass wir wohl den schönsten Stellplatz unserer bisherigen Reise gefunden haben.

Von der Straße aus - die einige Kilometer entfernt durch den Nationalparkark verläuft - sind wir gut zu erkennen und so finden uns Jimmy und Sheila auch wenige Stunden später hier in dieser Mondlandschaft wieder. Und weil es hier so schön ist, bleiben wir inmitten dieses faszinierenden Nichts gleich zwei Tage. Den ersten Abend verbringen wir fast ausschließlich mit Fotoshooting. Der hiesige Sonnenuntergang ist so kitschig, dass wir uns kaum trauen, die Bilder ins Netz zu stellen. Mal düsen wir einfach so durch die Wüste. Probieren aus, wie sich so ein Tesomobil die Sanddünen hinauf- und hinunterfahren lässt, oder spielen gemeinsam Karten, spielen etwas mit Francie, gehen hinunter zum Strand zum Baden, bauen einer peruanischen Familie nach mehrstündigen erfolglosen Versuchen ihr Zelt auf und unterhalten uns mit Einheimischen beim gemeinsamen Fußbad im Pazifik. Jimmy traut seinem zweiradgetriebenen Fordcamper etwas zu viel zu, als er ihn am Strand im Sand versenkt. Unsere Sandbleche beenden dieses Abenteuer jedoch zuverlässig.

Wenn es am schönsten ist, soll man weiterfahren und so geht es auch weiter die Küste hinunter Richtung Nazca, dem Ort, der bis heute nicht gänzlich entschlüsselten Rätsel riesiger Geoglyphen, die von den Nazca in den Wüstenboden geritzt und geschürft wurden. Quasi auf dem Weg nach Nazca erreichen wir vorher noch Huacachina, eine Wüstenoase, die mit ihrer kleinen Lagune nicht nur zum Baden, sondern auch zum Verweilen einläd. Schließlich können wir von hier aus an einer wüsten Fahrt durch die bis zu tausend Meter hohen Sanddünen mit einem Buggy teinehmen. Gleich hinter der unseren Parkplatz begrenzenden Mauer versteckt sich ein kleines Café der Engländerin Beth. Wir haben ja bereits schon öfter versucht, einen guten Cafe Latte zu finden. Meist wurden wir hierbei enttäuscht, aber der Blick hinter die Mauer und unser Besuch in Beths kleinem Café hat sich wirklich gelohnt - Sie macht einen leckeren Kaffee! Ein bereits vertrautes Motorengeräusch und folgendes Hundegebell kündigen Besuch an. So machen wir die für den Nachmittag geplante Buggytour gleich zu viert und lassen uns mit einem Affenzahn durch die Sanddünen fahren. Immer wieder macht der Fahrer kleinere Stopps und wir rasen mit gewachsten schneebrettähnlichen - Es könnten auch Teile einer alten Küchenplatte gewesen sein! - Holzunterlagen die Sanddünen hinunter. Bäuchlings und mit dem Kopf voraus sind wir nur wenig später durch und durch paniert mit feinstem Wüstensand. Nach unserer Rückkehr zur Oase Huacachino sind wir hungrig und haben so Gelegenheit, uns beim Essen mit der schweizerischen Reisenden Sarita ausgiebig zu unterhalten, ehe wir zur gründlichen Dusche an das Tesomobil zurückkehren.

Kurz vor Nazca können wir einige der mitunter mehrere Hundert Meter großen Wüstenbilder und Tierdarstellungen von einem elf Meter großen, alten Aussichtsturm in Augenschein nehmen. Maria Reiche, eine deutsche Mathematikerin, die nahezu ihr ganzes Leben mit der Erkundung dieser Geoglyphen in der peruanischen Pampa verbracht hat, hat diesen kleinen Stahlturm seinerzeit auf ihre Kosten errichten lassen. Wir klettern hinauf und stimmen uns ein auf diese seltsamen Sandzeichnungen im Wüstenboden, die wir auch noch aus dem Flugzeug heraus betrachten werden. 

Auf Grund der Empfehlung des schweizerisches Pärchens Beatrice und Jos (www.murphyshome.ch) stellen wir uns kurz auf den Parkplatz der Maison Suisse, doch wechseln wir noch den Stellplatz zum gleich nebenan gelegenen Hostal Condor. Hier stehen wir auf einem großen Rasenplatz gleich neben der Rezeption und haben Internetverbindung aus dem Auto heraus. Sowieso kann man mit beiden der Hotels auch gleich eine pauschale Vereinbarung zum Übernachten und Fliegen über die Nazca-Linien buchen, sind doch die Piloten meist auch die Hotelbetreiber. Dies ist zwar nur gemutmaßt, doch finden sich zumindest in der hiesigen Dusche sämtliche Flugtickets unseres Piloten der letzten zwei Jahre. Wieder zu viert können wir auch hier bessere Konditionen für unser Nazca-Paket aushandeln. Der Flug selbst, naja, in einer sechssitzigen Cessna dreht sich selbst Flugerprobten bei der Hitze mal der Magen. Und fliegt der Pilot noch wie ein peruanischer Autofahrer, dann ist es ein bewegtes Vergnügen. Es hat gereicht, um ein paar Schnappschüsse einzufangen zwischen Pressatmung und Hoffen, und wir alle sind wir froh, dass die halbe Stunde vorüber ist und wir wieder festen Boden unter den Füßen haben.

E
inen weiteren Tag haben wir drangehängt, in der Hauptsache, um in Deutschland dem Geburtstagskind Dank der Internettelefonie gratulieren zu können. Bei der Gelegenheit werfen wir einen Blick auf das Gräberfeld von Chauchilla, das nur knappe 30km von unserem Standort entfernt liegt. Dort sind einige Skelette aus der Präinkazeit zu bestaunen, die aufgrund der hiesigen klimatischen Verhältnisse teilweise sehr gut erhalten sind und deren Häupter noch eine stattliche Haarpracht ziert.


Wir sind neugierig, wie es weitergeht. Jimmy und Sheila sind uns vorausgefahren, hinauf in die Berge. Es wird wohl ein stetiger Anstieg werden in Höhen um die 4000 Meter auf unserem Weg nach Cusco. Dort wollen wir unser Auto auf einen Campingplatz stellen, der nicht weit weg sein soll vom Stadtzentrum. Von dort aus wollen wir uns dann wohl mit dem Zug nach Machupicchu aufmachen und uns die heiligen Stätten der Inca aus der Nähe anschauen. Gespannt auf den Nabel der Welt, wie die Inca sagen, werden wir bei späterer Gelengenheit über unser Erlebtes berichten und Euch in Europa auf dem Laufenden halten.

Bis dahin viele liebe Grüße
Lella und Tommi

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