"Mexiko City - Wie man für 68 Kilometer 4,5 Stunden benötigt"

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Gerne hätten wir Euch teilhaben lassen an den unzähligen und gigantischen Eindrücken der letzten Tage. Vermutlich wäre dies auch die längste und eindrucksvollste Bildergalerie geworden, doch leider befindet sich Thomas’ Laptop in einem Dämmerschlaf, vergleichbar wohl mit einem Wachkoma: Zwar geht die Pumpe noch, doch schlägt es weder die Augen auf noch kann es sprechen oder gar auf unsere Eingaben reagieren. Zur feierlichen Bestattung unter dem rechten Vorder- oder dem linken Hinterreifen sind wir noch nicht übergegangen, da wir im Sinne von Hildegard Knef noch Hoffnung in uns tragen. Vielleicht gibt es für die Bilder ja doch noch eine Chance.
 
Somit können wir Euch auch nicht zeigen, wie Anna und Oscar aussehen, die zwei sympathischen Freunde Mützlinos, und Ihr habt auch keinen Eindruck davon, was wir für einen netten Abend im sehr hübschen Metepec unweit von Toluca nebst Frühstück mit selbstgemachter Erdbeermarmelade am Folgetag nach der Übernachtung in ihrem Hause erlebt haben. Obwohl beide die letzten Jahre in Frankfurt verbrachten, mussten wir erst nach Mexiko reisen, um uns kennenzulernen. Der lange Weg hat sich gelohnt!
 
Wir haben viele Tipps von den beiden zum richtigen Verhalten für dieses Megapolis bekommen und waren somit gewappnet, um mitten ins Herz dieser 9 Millionen bzw. mit all seinen Außenbezirken 22 Millionen zählenden Metropole vorzudringen. Wie von uns bereits erwartet, werden wir nur wenige Meter vor dem Ziel von sichtlich gelangweilten und - als sie uns erblicken - neu motivierten Verkehrspolizisten gestoppt. Beharrlich behandeln sie das Tesomobil als Lastwagen, für die die Hauptstraßen der Innenstadt gesperrt sind, und fordern im Zuge dessen von uns 50 Tagessätze Strafe. (Wie gut, dass wir arbeitslos sind – Null mal null, is’ null, is’ null, ….) Nachdem wir die beiden Herren darüber aufgeklärt haben, dass wir als rasende Reporter über ihr schönes Land schreiben und auch nichts gegen diesen gesalzenen Strafzettel einzuwenden hätten, solange er von der Dienstnummer des ausstellenden Beamten geziert wird, dreht sich in sekundenschnelle die Lage und wir werden lediglich theatralisch verwarnt.
 
Auch hätten wir Euch nicht vorenthalten, wie wohlbehalten wir für zwei Tage in der Hauptstadt bei unserer Supermarktkette MEGA Station bezogen haben. Die meisten Fotografien bebilderten jedoch unseren neunstündigen Stadtrundgang mit dieser Vielzahl an Sehenswürdigkeiten. Faszinierende indianische Tänze, Schamanen, die ihre heilenden Rituale mitten vor der Kathedrale vollziehen, die letztlich auf den Grundmauern ihrer Tempel erbaut wurde. Beeindruckend auch, wie schief die Gebäude in der Innenstadt, da auf Sumpf gebaut, nun zueinander stehen. Es grenzt an ein Wunder, dass diese Bauten nicht schon vor langer Zeit zusammengebrochen sind. Noch immer geknickt sind wir beim Gedanken, was für traumhafte Bilder wir nicht veröffentlichen können von der Plaza de Sto. Domingo, in deren Arkadengängen sich die Stadtschreiber befinden. Hier kann jeder hingehen und sich für einige Pesos einen Brief aufsetzen, ein Formular ausfüllen lassen oder auch bei den gegenüber sitzenden Druckern mit ihren aus Gutenbergs Zeiten stammenden Maschinen Einladungskärtchen anfertigen lassen.
 
Viele Menschen laufen hier mit einem Mundschutz durch die Straßen. Schließlich ist die Luftqualität vergleichbar mit der der Tiefgarage der Alten Oper an einem vorweihnachtlichen Samstagmittag. Selbst die Aussicht von Mexiko-City auf den Popocatépetl, den Hausberg und bekanntesten Vulkan des Landes, kann man nur noch auf Postkarten genießen, doch diese sind schon knappe 30 Jahre alt und stammen aus der Zeit, in der Mexiko Stadt noch ein Luftkurort war. Heute, da eine dichte Smogglocke über der Stadt liegt, müssen wir schon vor Ort fahren, um unser eigenes Andenken knipsen zu können. Das bleibt uns zwar gegönnt (und auch das Foto bleibt Euch erhalten, da wir fortan auf Lellas PC speichern), doch können wir nicht bis ganz hinauffahren, um ihn mit seinen gut 5.400 m auch bis zum Kraterrand zu besteigen, da die Zufahrt auf Grund seiner hohen vulkanischen Aktivität leider gesperrt ist.
 
Die größte Pyramidenanlage des Landes sollte auf unserer Rundreise auch nicht fehlen, sind doch 68 Kilometer eigentlich nur ein Katzensprung. Jedoch gestalten sich 68 Kilometer in Mexiko-City mit geschätzten 250.000 Topes, diese quer auf der Fahrbahn liegenden Asphaltwülste, und die schier anarchischen Verkehrsverhältnisse – sechsspurige markierungslose Straßen verjüngen sich auf wenigen Metern plötzlich in zweispurige Staub- und Schotterpisten – wie eine große Abenteuerfahrt, für die man einen ganzen Tag einplanen sollte.
 
Unser Abenteuer geht nun Richtung Süden weiter. Nach diesen vollen drei Wochen Kulturprogramm mit vielen bunten Häusern, unzähligen Zócalos und etlichen Wandmalereien werden wir uns etwas zurückziehen und an der Pazifikküste zwei Palmen aufsuchen, unter denen wir mal ein paar Tage die Augen schonen werden und der Dolce Vita frönen – oder sagt man hier Dulce Vida?
 
Liebe Grüße
Lella und Tommi

NACHTRAG vom 12.01.2009

Vor wenigen Wochen haben wir uns noch geärgert, als wir unsere Mexikobilder in dem kleinen Klappkasten von Thomas verloren sahen. Erst in verschiedenen Unterhaltungen in Panamá sollte sich herausstellen, dass wir mit unserem französischen Reisemobilnachbarn einen Computerspezialisten getroffen haben. So lag es auf der Hand, dass sich Stephan das streikende Laptop einmal vornimmt. (An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an unseren fernwartenden Computerspezialisten Markus aus der Heimat, der Lellas in der Zwischenzeit streikendes elektronisches Hirn geheilt hat!)

Wir staunen nicht schlecht, als der Computer nach zwei Handgriffen wieder ein Bild anzeigt. Ausgegangen sind wir von einem defekten Monitor und haben das Laptop mit dem Fernseher in Stephans Mobil verbunden. Als er dann den Videoport am Rechner aktivieren wollte, sprang auf einmal der Monitor an. Daran hatten wir überhaupt noch nicht gedacht und das Gelächter war denn  auch groß, dass wir uns selber - wahrscheinlich durch wahlloses und gefrustetes Herumtippen auf der Tastatur - den Monitor abgeschaltet haben.

Im Anschluss an diesen Erfolg hat Stephan auch noch den Computer grob durchgeputzt und vieles den Computer Verlangsamendes gelöscht, sodass man jetzt wieder mit dem Ding arbeiten kann. Toitoitoi!!

Wie auch immer bzw. peinlich genug sind wir froh, dass die Bilder geborgen werden konnten und dass wir auch wieder gemeinsam an unserer Internetseite arbeiten können, da es so nur den halben Zeitaufwand darstellt. Jetzt kann Thomas auch endlich wieder im Internet surfen und E-Mails verfassen, ohne dass Lella geduldig(!) daneben wartet.

Da wir momentan in Kolumbien unsere Zeit mit Warten in einem Hotel verbringen (müssen), reichen wir die Bilder von Mexiko nach und melden uns später mit ausführlichem Bericht über die nervenaufreibende Prozedur der Verschiffung, wenn wir uns nicht aus Verzweiflung aus dem Fenster geworfen haben.

Viele Grüße aus dem unansehnlichen Barranquilla, Kolumbien

Lella und Tommi

Entsprechende Bildergalerien der ehemaligen privaten web page ansehen:
Toluca und Mexiko-City www.tesomobil.de/index.php
Teotihuacan und Popocatépetl www.tesomobil.de/index.php

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