"Auf geht's! Nach Luxemburg und Frankreich."

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Der Geburtstag meiner Mutter ist gefeiert, ein paar schöne, gemeinsame Tage sind verbracht und gerade, wie es losgehen soll - Paula ist bereits auf dem Weg in ihren Kindersitz im Fahrerhaus, hält ein Auto vor dem Tesomobil und heraus springt Axel Vogel vom Bonner Generalanzeiger. Bewaffnet mit seiner digitalen Knipse, fragt er uns, ob es sich bei dem Tesomobil um unser Auto handelt und was wir damit vor hätten. Kurzerhand fragt er uns, ob er etwas über unser Vorhaben schreiben könne und kurzum sind einige Fotos geschossen, etwas über Vergangenheit und zukünftigen Pläne ausgetauscht und wir werfen doch noch den Motor an. 

Der entstandene Artikel findet sich unter: www.general-anzeiger-bonn.de/region/rhein-sieg-kreis/alfter/unterwegs-im-tesomobil-nach-afrika-id1771817.html

Wir wollten von Bonn aus nach Luxemburg, um uns dort - einen schönen Stellplatz kennend - mit immer noch etwas günstigerem Diesel voll zu tanken, um am nächsten Tag weiter nach Frankreich zu fahren. Aber gut, man wird nicht schlauer. Dass es mit bereits gemachten Plänen nicht klappt, sollten wir bereits wissen. Die ganze Fahrt ist eigentlich aus einem geplatzten Traum heraus entstanden. Eigentlich - und dieses Wort gehört nur ungern zu unserem Sprachschatz - wollten wir zu zweit mit dem neugebauten Tesomobil in Asien unterwegs sein. Da unsere kleine Paula im vergangenen Mai das Licht der Welt erblickt hat, haben wir unsere Pläne geändert und uns, um den LKW zu nutzen, dazu entschieden, wenigstens über den Winter aus dem winterlichen Wien zu entfliehen. 

Also gut, wir fahren los. Unser Zeitfenster ist durch den länger als geplanten Aufenthalt etwas kleiner geworden, sodaß wir alsbald irgendwo an der Trierer Autobahn uns einen gemütlichen Standplatz suchen, um unserer Paula ein Abendessen zu bereiten und etwas Pläne zu schmieden für die weitere Tour. Wohin es überhaupt gehen soll, Frankreich und Spanien werden voraussichtlich wettertechnisch nicht ausreichen, für uns angenehme Temperaturne für den Jahreswechsel zu finden. So kommen wir auf Nordafrika, genauer Marokko. Es sollte ruhiger sein in Marokko und vielleicht sogar weniger Reisende unterwegs sein als üblich. 

Es ist eine schöne Strecke bis hinunter. In Anbetracht unserer wertvollen Fracht und ihrer Bedürfnisse, werden wir nicht weit kommen täglich. Es soll ja Leute geben, die in vier Tagen bis hinunter nach Marokko fahren, dort etwas im Sand spielen und im Anschluß wieder hinaufkacheln und dann lustigerweise noch behaupten, sie hätten Reiseerfahrung. Aber gut, jeder macht die Reise eben auf seine ihm eigene Weise. 

Mit Paula, sie ist nun bei ihrer Oma sechs Monate alt geworden und hat ihre Zeitn, haben wir großes Glück. Auf sie wirkt das Geräusch des laufenden Motors geradezu einschläfernd. Vielleicht ist sie es auch einfach von Anfang an so gewöhnt. Bereits im Alter von drei Wochen war sie, damals als jüngste Besucherin der Bad Kissinger Abenteuer Allrad Messe, mit uns unterwegs im Tesomobil. Unsere Aufgabe ist es dann umso mehr, darauf zu achten, dass wir dies nicht ausnutzen und die Fahrtzeiten auch nicht zu lang werden. So ist unser Rhytmus eine Fahrt von 10-12 am Vormittag. Wir wollten auch nicht länger als zwei Stunden angeschnallt in einem Kindersitz verbringen und so stoppen wir riguros um 12 Uhr - egal wo wir dann gerade sind - um Paula ihren Mittagsbrei zu bereiten und eine ausgedehnte Pause einzulegen. Nach dem Essen wird sich etwas freigestrampelt und besprochen, was noch so auf dem imaginären Zettel steht. Sicherlich werden wir Stäfte, die am Wegesrand liegen und uns etwas bedeuten auch einen Besuch abstatten und Spaziergänge, Cafehaus- und Restaurantbesuche einplanen, soweit es uns möglich ist. Aber wollen wir lieber nicht zu viel planen, da es eh schief geht. 

Wenn wir drei erholt sind und Lust haben setzen wir uns von 14-16 Uhr nochmals ins Fahrerhaus - an Fahrttagen zumindest - um etwas Strecke zu machen. Dann jedoch ist Schluss, Zeit für eine Obstjause für unsere Kleine und eventuell Zeit für uns, das Erlebte zu besprechen, oder schlichtweg nichts zu tun. Die Nachmittage sind ebenso von Paula bestimmt, ein bisschen Spielen, etwas Vorlesen oder eionfach herumturnen. Da sie das Brabbeln angefangen hat, kommt jeden Tag etwas Neues und Impressionantes zusammen. 

Ich komme beim Schreiben auf das Wort, da wir uns ja gen Luxemburg bewegen und dort ist es bei bestimmten Menschen durchaus im Wortschatz und so erinnere ich mich dieses, bei uns doch eher seltener vorkommenden Ausdruckes. In Luxemburg habe ich einmal eine kurze Zeit verbracht, die jedoch gereicht hat, nette Menschen kennen zu lernen und da wir hier vorbei kommen, ich auch gerne kurz besuchen möchte. So ergibt es sich, dass wir am nächsten Tag, nach dem Volltanken, kurz zu Paulas Mittagsjause und einem gemeinsamen Kaffee bei Amir vorbeischauen, der, gemeinsam mit seiner Familie den dortigen Campingplatz betreibt. 



Später werden wir bereits weiter unterwegs sein nach Metz, der schönen Stadt im Norden Frankreis. Wie sehr doch Wasser das Stadtbild auflockert. Frankreich ist bei uns immer der Inbegriff für guten Cafe und noch bessere Croissants und so freue ich mich auch bereits darauf, dort diesen Gaumenfreuden nachzugehen. Paula freut sich - man baut gerade den städtischen Weihnachtsmarkt auf und führt erste Probefahrten mit dem antiken Karussell durch - auf ihre erste Fahrt ihres Lebens. So vergeht der Nachmittag und ich erinnere mich, dass ich bereits einmal hier war. Damals mit meinem Freund Claude, auf zwei Rädern - der Gute wollte mir zugereistem Luxemburger ein schönes Wochenende bescheren und hat mit mir gemeinsam diesen Ausflug unternommen - haben wir auch schön die Straßencafes besucht. Erwähnenswert auch, wie viel Mühe sich die Stadt Metz mit Wohnmobilisten gibt. In der freien Natur, oder dort, wo sich etwas dieser bietet, würden wir nie auf einen Stellplatz gehen. Aber in der Stadtmitte und die Metzer sind da sehr großzügig. Haben sie doch, gerade einmal fünf Gehminuten vom Zentrum , noch dazu direkt am Wasser, einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz errichtet. Es soll uns, gerade in Frankreich noch öfter positiv auffallen, dass es hierzulande eine sehr ordentliche Wohnmobilinfrastruktur gibt. Wir jedenfalls parken den großen Wagen dankbar auf eben diesem Stellplatz und erkunden mit Paula im Kleinen Wagen die Stadt, besuchen das ein oder andere Cafe und kaufen uns leckere Croissants für das morgige Frühstück. 



Weiter geht es, diagonal durch Frankreich. Wir finden es spielt keine Rolle, ob wir mit einem LKW-Reisemobil über Autobahn oder Landstraße fahren. Da das Zeitargument für uns ohnehin eine untergeordnete Rolle spielt, wir auf der Landstraße sicherlich mehr sehen und ohnehin auf der Autobahn nicht sonderlich schneller sind. Bei unsere Entscheidung, die Landstraßen zu nutzen, spielt natürlich auch die Autobahnmaut eine Rolle. Somit geht es einfach mitten durch. Mitunter begegnet man gefühlt dreuhundert Kreisverkehren; aber das schult nur die Fähigkeiten der Lenker und die Möglichkeit bleibt erhalten, bei kleinen Hofläden Käse, Wein oder sonstiges für den Tag zu kaufen.

Das erste Mal, dass wir das Meer erreichen ist Biaritz. Bei unserem Tempo hat dies einige Tage gedauert. Der Himmel wolkenverhangen, eine steife Briese erwartet uns bereits, betragen die Temperaturen nicht gerade sommerliche 15 Grad. Kein Problem! Hauptsache erst einmal zum meer hinunter und als wir uns die Serpentinenstraße hinunterschlängeln fallen uns bereits die ersten Surfer auf. Bei diesem Wetter denke ich mir, aber der freundliche Franzose, der extra aus irgendwoher angereist ist, um ein paar Tage mit seinem alten Freund surfen zu gehen, beteuert, dass es eben nicht zu kalt sei zum Surfen. Niemals, wie er anbeifügt. Aus dem sich ergebenden netten Plausch resultiert dann auch der Tip für unseren Nachtplatz. Der soll natürlich direkt am Meer sein. In Biaritz nicht ganz einfach, wenn man eben keinen Tip hat. Ok - ich denke mehrmals mit einem Schauer über dem Rücken, obgleich meines wirklich schlechten Französisch an meinen damaligen Lehrer, wie er sich wohl für mich schämen würde. Aber gut, wir haben uns verstanden und das ist erst einmal die Hauptsache, denn der Stellplatz sucht seinesgleichen.



Es wackelt in der Nacht, der Wind zerrt an der Kabine. Karin fragt mehr als nur einmal, ob der LKW nicht umkippen kann. Natürliuch kann er. Aber dann hätte es ärger wackeln müssen und selbst dann ist es in einem umgekippten Expeditionsmobil immer noch angenehmer, als in einem Haus, dessen Dach gerade abgedeckt wurde. Die Nächte in Patagonien seinerzeit waren durchaus beweglicher, was den Wind anbelangt und so beruhigen wir uns alle schnell. Klar hätten wir uns auch näher an die, vom Wind mit richtigen Frisuren versehenen Zypressen stellen und somit deren Windschatten nutzen können, aber das wiederum wäre zulasten des Ausblickes gegangen. Und da setzen wir Prioritäten.

Von hier aus ist Spanien nur noch ein Katzensprung entfernt und sollte am nächsten Tag erreicht werden. Aber dazu später mehr.

Bis dann, herzliche Grüße.
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