"Unsere Rundreise durch die Landschaften John Waynes"

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Zu Beginn dürfen wir uns herzlich bei unserer geschätzten Leserschaft entschuldigen, die vielleicht ein größeres Interesse an Blumen und weniger an reglosen Steinen hegt. Aber es sei anzumerken, dass die von uns in den vergangenen Wochen bereiste Landschaft sehr durch letztere geprägt war. Die Wüste ist nicht nur heiß, sondern auch sehr spärlich mit Internetressourcen ausgestattet, weshalb wir erst jetzt von uns lesen lassen. Es geht uns gut!

Nachdem wir unseren lang ersehnten Gast in Empfang genommen hatten, flanierten wir am Abend zu dritt noch einmal über den Strip in Las Vegas und fuhren am nächsten Morgen zum nur einige Meilen entfernten Lake Mead, um der Hitze zu entfliehen. Zwar war es nicht mehr so heiß wie in den Tagen, als wir auf Andi gewartet hatten, doch das Thermometer zeigte auch noch stattliche 100° Fahrenheit an.


Am See ließ es sich dann doch besser aushalten als inmitten des heißen Staubes der Wüste. Nicht nur die mittlerweile angeschafften Wasserspielzeuge und Luftmatratzen wurden ausgiebig ausprobiert. Wir kümmerten uns auch um den Austausch der von Andi im Beautykoffer mitgebrachten Felge für das Tesomobil, die wir uns bekanntermaßen seinerzeit im kanadischen Thunder Bay demoliert hatten.


Unsere kleine Rundreise durch den Wilden Westen sollte dann auch bald losgehen. Der für LKW seit den Anschlägen auf das World Trade Center gesperrte Hoover Dam bildete den Auftakt dieser Rundreise. Solange die parallel zum Damm verlaufende Brücke noch nicht fertig gebaut ist, bleibt den Besuchern nur die Fahrt auf der Staumauer. Das Tesomobil ist zwar nicht zu schwer für diese Mauer, jedoch gilt der größte Damm der USA als potentielles Anschlagsziel. Dem Sicherheitsbeamten konnten wir unser Mobil als RV verkaufen, so dass es uns nach eingehender Überprüfung (oder war es dann doch nur ein flüchtiger wie oberflächlicher Blick in und um das Expeditionsmobil?) dann auch gestattet war, hinüberzufahren.

Der Damm – besser gesagt die Staumauer, da es kein Damm im herkömmlichen Sinne ist – hat uns sehr beeindruckt. Er ist nicht unwesentlich für die Existenz von Las Vegas verantwortlich. Schließlich hat sich das heutige Vegas aus der einstigen Arbeitersiedlung anlässlich des Baus der Hoover Talsperre entwickelt.  


Ein unscheinbares Hinweisschild veranlasste uns kurze Zeit später, unsere Richtung zu ändern. Hatten auch wir die interessanten Fernsehberichte über den so genannten Skywalk, den hoch über den westlichen Rand des Grand Canyon hinausragenden, hufeisenförmigen und gläsernen Balkon gesehen, folgten wir dem Hinweisschild mit der festen Absicht, unseren Mägen dieses flaue Gefühl der Bodenlosigkeit zu gönnen.


Doch auf einer am Wegesrand gelegenen Ranch trafen wir nicht nur auf eine die Attraktion verfluchende Familie, sondern auch auf einen Hubschrauberpiloten, der täglich Las-Vegas-Touristen zu diesem vermeintlichen Vergnügen fliegt. Als bodenlos ließen sich seiner Meinung nach dort höchstens die Preise bezeichnen, denn man erreiche einen Parkplatz, an dem erst einmal 20 Dollar Parkgebühren fällig würden. Gegen Entrichten weiterer 70 Dollar dürfe man sich dann dem zweifelhaften Vergnügen hingeben, über einen 30 Millionen teuren Balkon über dem Nichts zu wandern. Denn der Colorado River sei von hier aus lediglich zu erahnen und angeblich gäbe es auch nichts zu sehen. Dies war nicht gerade ohne Witz, da das Fotografieren – und hierin hätte für uns der ganze Witz bestanden – ohnehin verboten gewesen sein wäre. Letztlich ist dieses Spektakel auch bei den Indianern nicht unumstritten, da es aus der Sicht kritischer Indianer den heiligen Berg entehrt.


Wir entschlossen uns, nachdem es uns erlaubt wurde, auf dem Parkplatz der Ranch zu nächtigen – Zimmer waren ohnehin keine mehr frei –, lieber 30 Dollar in ein Abendessen zu investieren, so dass wir spontan in die Gästeliste aufgenommen wurden und am Rahmenprogramm des Dinners teilhaben durften. Dieses war zwar auch nicht die wahre Pracht, hatten wir doch das Gefühl, dass es sich bei der angepriesen Delikatesse eher um Ecken von Medaillons handelte, die die eingeplanten Gäste von ihrer Portion entbehren mussten. Diversen Flugblättern entnahmen wir dann auch später, dass wir in einer weiteren Touristenfalle gelandet waren. Nichtsdestotrotz war der Abend auf der Ranch unterhaltsam und wir genossen das dortige Treiben. Was wohl nicht alle Gäste von sich behaupten konnten, zumindest nicht die amerikanische Touristin, die sich morgens um halb sieben völlig entnervt und durchgefroren nach einer Nacht im Tipi erst einmal im geschlossenen Cabrio ihres Begleiters aufwärmte. Die darauf folgende Abfahrt sah für unser Auge etwas übereilt aus.

Unser Weg führte uns nach Williams über einige noch vorhandene Stückchen der legendären Route 66. Seligmann, das Örtchen an dem es noch den einen oder anderen typischen Diner zu bewundern gab, haben wir leider durchfahren. Von dem so oft verklärten Bild der geschichtsträchtigen Straße sehen wir dann auch nur kleine Ausschnitte. Williams sollte für uns das Tor zum Grand Canyon werden und hier buchten wir noch am selben Abend die Fahrkarten für eine Zugfahrt nach Grand Canyon Village, dem südlichen Rand des Canyons. Aus verschiedenen Perspektiven schauten wir uns von unterschiedlichsten Aussichtspunkten dieses atemberaubende Naturschauspiel an und waren pünktlich zur Rückfahrt des Zuges auch sichtlich erschöpft von unserem Ausflug.

Weiter ging es Tags darauf über Flagstaff nach Page an den Lake Powell. Wie auch der Lake Mead ist dieser riesige See durch Aufstauen des Colorado River entstanden und der hier angetroffene Damm ähnelt auch sehr dem Hoover Dam. Mit dem Tesomobil und seinem flugs zuschaltbaren Allradantrieb, fiel es uns nicht schwer, einen herrlichen Strandabschnitt gegenüber dem im Wasser stehenden Lone Rock zu erreichen. Andi lenkte unser Tesomobil das erste Mal durch tiefen Sand. So viele Stunden hatte er sich vor unserer Abreise mit Fahrzeugbau, Umbereifung, Lackierung und Kabinenbau beschäftigt. Eben ein Expeditionsfahrzeug gebaut. Jetzt konnte er es andlich ausprobieren. Mit allen vier Füßen angetrieben, gelangten wir an ein noch besiedeltes Stück Sandstrand, was sich aber am nächsten Tag ändern sollte, da für die hiesigen Besucher die Arbeitswoche wieder begann. Wir genossen diesen herrlichen Ort dann auch zwei volle Tage und machten ein nicht minder schönes Strandfeuer.

Auf unserem gedanklichen Sollten-wir-sehen-Zettel hatten wir die faszinierenden Antilope Canyons stehen, die wir gerne durchwandert hätten. Leider wunderten wir uns auch hier über die aus unserer Sicht völlig übertriebenen Eintrittspreise von 31 Dollar pro Person und entschlossen uns zur Weiterfahrt an die Horseshoe Bend einer nicht minder umwerfenden Attraktion entlang des Colorado, dessen Schönheit wir gratis von den Klippen aus betrachten durften.

Unser weiterer Weg führte uns zu den Natural Bridges. Sipapu, Kachina und Owachomo sind die wohlklingenden Namen der drei natürlichen Steinbrücken, die im Laufe von Millionen von Jahren durch Wasserauswaschungen aus dem Fels entstanden sind. Auf einem Rundkurs wurden wir durch dieses Nationalmonument geführt und wir erwanderten auch eine dieser Brücken auf einem kurzen Trail.


Bei unserer Suche nach einem Nachtlager stießen wir auf den traumhaft schönen, mitten im Canyon am Calf Creek gelegenen Campingplatz, der aber enttäuschenderweise bereits ausgebucht war. Doch wir fanden noch einen schönen Campingplatz mit allem Komfort einige Kilometer hinter Escalante im Quail Creek.

Der Bryce Park empfing uns am nächsten Tag mit einer kurvenreichen Fahrt durch die roten Felsformationen des Red Canyon. Hier durchfuhren wir zwei in den Fels gehauene Tunnel, durch die unser Tesomobil gerade so durchpasste.

Auch im Zion Nationalpark hatten wir einige Steinbrücken zu unterqueren und einen Tunnel, der extra für uns gesperrt wurde, da wir hier nur unter Benutzung der Gegenfahrbahn hindurch passten. Dieser kostenpflichtigen Sperrung sei es gedankt, dass unser kleines Zuhause auch noch seine eckige Form hat und sich nicht der runden Wölbung der Tunneldecke angepasst hat.

Von der aufregenden Fahrt durch die engen Schluchten und durch diverse Tunnels ruhten wir uns an einem kaum bekannten, dennoch sehr schönen, direkt am See gelegenen Campingplatz bei einem romantischen Feuer aus.

Nun hatten wir unsere Runde schon fast komplett und bei allen entstand der Wunsch, doch noch einen Abstecher in das Death Valley zu machen. Man muss schon etwas an nordamerikanische Entfernungsverhältnisse gewöhnt sein, so wie wir, um dies einen Abstecher zu nennen. Schließlich galt es erst einmal die 200 Kilometer zurück nach Vegas zu fahren, um dann weitere 250 Kilometer durch die sengende Hitze ins Tal des Todes zu gelangen.


In Las Vegas amerikanisch mit Burgern gestärkt, sollten wir am Nachmittag dann das Death Valley erreicht haben. Und es war heiß. Sehr heiß. So heiß, dass kaum ein Tourist hier anzutreffen war. Wir dachten schon an Erdbebenwarnungen, die wir womöglich als einzige nicht mitbekommen hatten. Aber es war lediglich die Hitze, die für die Menschenleere sorgte. Wir beschlossen, hier zu übernachten, um am nächsten Morgen in aller Frühe den Sonnenaufgang am tiefsten Punkt des Tales in ca. 85 Meter unter dem Meeresspiegel zu erleben sowie die ein oder andere pittoreske Stelle in der morgendlichen Kühle zu besuchen. 

Doch fiel die Nacht nicht sehr lang für uns aus, ist an wirklichen Schlaf bei 35° Celsius ohnehin nicht zu denken. Wir befanden uns hier schließlich an dem am Tagesdurchschnitt gemessenen heißesten und dazu noch in einem der trockensten Gebiete der Erde. In Badwater, unserem Startpunkt des nächsten Tages, wurde mit 56,7° Celsius die höchste Temperatur gemessen.

Eine wirklich aufregende Allrad-Fahrt über Schotter, Geröll und durch Sand, durch enge Schluchten hindurch und an hohen Felswänden vorbei war unsere letzte Station im Death Valley und wir waren froh, am frühen Vormittag unsere Rückfahrt antreten zu können.

Da wir uns mal wieder richtig erfrischen wollten, fuhren wir an den von uns vorher bereits mehrfach besuchten Lake Mead unweit von Las Vegas vor den Toren von Boulder City. Der Motor des Tesomobils war kaum aus, da saßen wir drei im See und kühlten unsere Körper herunter. Zwar blies auch hier der vierzig Grad heiße Wüstenwind, aber im Wasser sitzend und planschend, ließ sich dieser viel besser ertragen.

Auch Andis ausführliche Inaugenscheinnahme des Tesomobils nach nunmehr 15.000 gefahrenen Kilometern ließ sich hier durch mehrmaliges Abkühlen im See leichter bewerkstelligen als auf glühend heißem Asphalt. Die nötige Muße für das lang ersehnte Anbringen der Bürste in unserem stillen Örtchen ward hier endlich gefunden, was Lella wahre Freudenschluchzer entlockte.

Unsere gemeinsame Rundreise durch den wenn nicht wilden, dann doch zumindest sehr heißen Westen Amerikas neigte sich ihrem Ende zu. Nachdem wir ein Vermögen von sage und schreibe 12 Dollar in den blinkenden Etablissements an Einarmigen Banditen (deren Hebelarme zu unserer Empörung nur noch als Attrappen fungieren!) verjubelt hatten, verabschiedeten wir Andi tags darauf am Flughafen von Las Vegas.

Nach nunmehr drei Wochen schreiben wir diese Zeilen aus Laughlin, einer weiteren Spielhöllenstadt in Nevada. Es ist immer noch sehr heiß und wir haben den ganzen Tag in klimatisierten Räumen verbracht, nicht ohne bereits den Wunsch geäußert zu haben, gerne einmal wieder mildere Temperaturen anzutreffen.

Viele erhitzte Grüße aus der Wüste Nevadas mit dem Tesomobil
Lella und Thomas

Entsprechende Bildergalerie der ehemaligen privaten web page ansehen:
tesomobil.de/index.php

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